Marco Lang – Interview und Material Entwicklung

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Vorwort

Natürlich ist uns bewusst, dass die aktuell Situation für jeden schwierig ist – deswegen haben wir uns auch ganz intensiv mit der Frage auseinander gesetzt, wie wir mit unserer Kommunikation und der Corona-Pandemie umgehen. Wir haben über die letzten Monate jede Menge Content für Euch vorbereitet (Apple Tree, Stefan Spiessberger, Geschichten übers Kite und Windsurfen, Wingen usw…). Eigentlich wollten wir in einem größeren Abstand veröffentlichen, aber nachdem wir alle ja jetzt mehr zu Hause sind, unser Leben entschleunigen und dabei die ein oder andere Lektüre lesen, haben wir uns entschieden jede Woche einen interessanten Artikel online zu stellen. (und jetzt gehts auch schon los)

Marco Lang

Marco Lang. Ein Name, der den meisten bekannt sein dürfte. Der Oberösterreicher schaffte das eigentlich als unmöglich gegoltene: Er gewann einen PWA Windsurfworldcup. Marco ist unser Freund, Trainingspartner, Teamrider und auch schon viele Jahre ein Teil unseres Upsidedown Teams. Letzes Jahr hatte er einen Auftritt bei einer Fernsehsendung (A1 Surfsessions), gewann wieder die Staatsmeisterschaft, hatte viele Topplatzierungen im Worldcup und wurde für die „Sportler des Jahres“ Wahl in Oberösterreich nominiert. Wir haben den schnellsten Windsurfer Österreichs (zumindest am Slalomkurs) zum Interview geladen.

Interview mit Marco

Hey Marco, wie geht’s?

Alles bestens, grade zurück in Österreich von einem sehr intensive Teststrip auf Teneriffa.

Wie lange warst du auf Teneriffa, wie war deine Saison Vorbereitung – auf was hast du besonders viel Wert gelegt?

Ich war jetzt knappe zwei Monate auf der Insel, aber eine spezielle Vorbereitung in dem Sinn habe ich keine absolviert. Wir waren super gestresst, weil sich ja die PWA Regeln für 2020 im Slalom geändert haben und Slalom und Foil zu einer Disziplin verschmelzen werden. Deswegen haben wir alles in die Foilsegelentwicklung geworfen um uns Vorteile rauszuholen. Aber man muss auch ehrlicherweise sagen, da wir die Infrastruktur mit dem TWS auf Teneriffa haben, wird das ganze Slalom-/Foilracematerial wirklich am Racecourse getestet.

Du sprichst es schon an, die PWA Slalom Tour 2020 ist ja anders als bisher. Slalom wird mit Finnen und Foils gefahren, wie schätzt du diese Entwicklung ein?

Ich persönlich sehe diese Entwicklung momentan noch skeptisch. Foil wird vermutlich die Zukunft sein und es gibt auch die Olympische Windsurfdisziplin, die sich in eine ähnliche Richtung entwickelt, aber für uns Fahrer bedeutet das: noch mehr Materialaufwand, noch mehr Abstimmung und für neue Gesichter auf der Tour wird es noch schwieriger, weil der finanzielle Aufwand besonders für die Highperformance-Foils gigantisch ist.

Ich sehe das als Teil des Duotone Entwicklungsteams (und Fanatic) auch aus Sicht der Marken, für die ist es auch nicht gerade easy, diese Art der Spezialisten Boards/Foils/Segel zu bauen. Man muss realistisch sein: ein 91cm breites Board oder ein 10m2 Segel zum Foilen, das geht wohl etwas am Massenmarkt vorbei. Trotzdem müssen wir um Konkurrenzfähig zu sein, jede Menge Zeit in die Entwicklung von neuen Foils, Foilboards und Foilsegel investieren. Die PWA ist in dem Sinn vergleichbar mit der Formel 1 (in der Automobilbranche), aber ein Formel 1 Auto kaufen auch nur wenige 😉 Trotzdem können wir natürlich viel aus der Entwicklung lernen und dadurch werden auch die Mainstream Produkte besser, die für den Endkonsumenten dann auch deutlich interessanter sind…

Was hat sich bei der Materialentwicklung getan?

Für heuer haben wir die Slalomsachen (also Modelljahr 2020) eher viel getuned und fein abgestimmt. Das liegt einfach daran, dass die Entwicklung brutal zeitintensiv ist. Testet man seriös, braucht man für eine Segelgröße, z.B 8.4, mindestens zwei Wochen, auch besonders im Hinblick auf neue Materialien. Für 2021 haben wir wieder mehr Neuentwicklung am Plan.

Für 2020 haben wir besonders unseren Camber verbessert: der HyperCam 2.0 hat eine deutlich weichere und besseree Lattenrotation, als alles was jemals am Markt war. Er ist bei allen 2020 Duotone Cambersegeln verbaut – kann aber, da wir einiges ändern mussten, leider nicht bei älteren Segeln eingesetzt werden!

Wie können wir uns die Entwicklung eines Segels vorstellen?

Eines Vorweg, wir haben hier auf Teneriffa einen riesigen Vorteil, abgesehen von einer Loft (die hat unser Segeldesiner Kai Hopf auch auf Maui), bringen wir für unsere intensive Entwicklungszeit am Anfang des Jahres auch Mitarbeiter aus unserer Fabrik in Sri Lanka mit und haben auch alle Maschinen, Cutter, Plotter, was man eben braucht um ein Segel schnell zu produzieren können. Die Angestellten setzen so innerhalb von einem Tag ein Wave/Freeride Segel um oder bauen in ca zwei Tagen ein Warp Slalom Segel. Anschließend testet das Team das Segel, Kai checkt die Segel ebenfalls selbst (optisch am Wasser und manchmal testet er auch selbst) und gleicht das mit dem Feedback des Teams hab. Kai weiß, dann meistens sofort was er ändern muss. Zurück in der Loft werden die Segel geändert, wir reden hier von wenigen mm, die ein Segel komplett anders machen können. Dann gibt’s den nächsten Test und das Feedback wird wieder eingearbeitet….usw.

Wie gesagt unser großer Vorteil ist einfach die Factory auf Teneriffa, wir checken die Vorhersage, sehen nächste Woche hats 30 Knoten und bauen dann die entsprechenden Prototypen, so können wir sehr effektiv arbeiten und verschwenden keine Zeit. In den letzten zwei Monaten haben wir so 18(!) Segel finalisiert.

Ihr hab neben dem pure Slalom-Segel Warp auch S_Pace und E_Pace im Programm – wie würdest du diese Segel charakterisieren? Ist es noch möglich die Jedermannsegel zu verbessern?

Vielleicht eines vorweg, die Vorgängersegel S-Type und E-Type waren eigentlich nahezu perfekt. Aber wir haben letztes Jahr verstanden, dass die meisten Surfer ihr Lieblingssegel auch zum Foilen nehmen wollen, und nicht unbedingt ein zusätzliches Foilsegel kaufen.

Also haben wir angefangen beide Segellinien zum Foilen und zum Windsurfen zu optimieren. Das ist eigentlich nicht so einfach. Das E-Type z.B. war relativ Backhanded, was beim klassischen Windsurfen aber für die meisten WindsurferInnen angenehm ist, aber zum Foilen nicht so ideal, denn da braucht man den Druckpunkt weiter vorne. Wir haben also versucht beiden Segellinien eine größere Windrage zu verpassen, in dem Sinn, dass die Segel mit extrem wenig Loose Leech funktionieren. Im Klassischen Trimm kann man genauso gut Windsurfen (oder besser) als mit den Vorgänger Generationen, lässt man aber Spannung raus, wird die Leech Kante stabiler und der Druckpunkt wandert nach vorne – ideal zum Windfoilen. Außerdem haben wir eine zweite Öse für den Gabelbaum eingebaut, die untere zum Foilwindsurfen, die obere zum Windsurfen – so kann das Segel je nach Anwendung perfekt twisten. In gleicher Weise haben wir das S_Type überarbeitet, daraus wurde eine S_Pace. Also zusammengefasst: Wir haben S_Pace und E_Pace mehr Einsatzbereich verschafft, die Segel eignen sich noch immer perfekt zum Freeriden/Freeracen, funktionieren aber jetzt viel besser beim Foilen.

Bei den Brettern: Du Fährst Slalom – also den Fanatic Falcon, wie habt ihr den Falcon im Vergleich zu den Freerider Blast und Freeracer Jag aufgestellt?

Also generell kann man sagen, Falcon und Jag profitieren gegenseitig von einander und sind sich eigentlich gar nicht unähnlich. Der größte Unterschied ist, der Falcon funktioniert eigentlich nur mit einem Slalomsegel (am besten Warp weil mit dem werden die Boards entwickelt) richtig. Der JAG kann auch mit einem No-Camber Segel noch vernünftig bewegt werden. 90% der Endkunden werden mit einem JAG schneller sein als mit einem Falcon, das liegt einfach daran, dass der JAG leichter zu kontrollieren ist und seinen Topspeed leichter abrufen kann. Für ein reines Salomboard wie den Falcon benötigt man das richtige Setup und ein extrem hohes Fahrkönnen, da man das Board im Grenzbereich bewegen muss, dann ist es aber nochmal deutlich schneller als ein JAG.

Vergleicht man jetzt den Blast mit dem Jag, kann man sagen der Blast ist das Non-plus Ultra Freerideboard: leicht zu fahren, kurze Nose, Foilready. Der größte Unterschied zu den Freerace/Slalomboards ist in der Gleitlage zu finden. Der Blast liegt satter im Wasser, ist fehlerverzeihender wird aber deswegen auch nicht so schnell. Raceboards haben deswegen Cutouts, die Boards liegen höher im Wasser und werden freier, sind deswegen aber auch schwererer zu zähmen. Der Blast funktioniert mit eine E_Pace, aber auch genauso gut mit einem S_Pace. Ein Warp auf einen Blast zu packen ist eigentlich sinnlos. Hingegen sind Falcon und Warp wie ein Ehepaar, da macht es keinen Sinn ein E.Space damit zu verwenden.

Für welche Duotone/Fanatic Produkte bist du noch mitverantwortlich?

Ich bin hauptsächlich für die Segelentwicklung verantwortlich, vom Kindersegel bis zum Slalomsegel und alles an Hardware, was am Wasser bewegt wird. Trotzdem ist mein Feedback besonders bei der Falcon Entwicklung gerne gesehen und gewünscht,

Wie siehst du die Entwicklung bei den Freewaves? Machen Singlefin Setups im Jahr 2020 noch Sinn?

Generell wurde der Freewave für 2020 ja überarbeitet. Der Stubbyshape hat viele Kunden mehr abgeschreckt, obwohl er performancemäßig eigentlich sehr gut war. Wir haben für heuer einen klassischeren Shape gemacht, weniger Stubby, konnten aber die Dreheigenschaften erhalten. Besonders bei Leichtwind macht es bei uns am Neusiedler See sicherlich Sinn die Boards mit einer größeren Single Fin zu fahren. Wer hingegen bei Starkwind Kontrolle braucht sollte die Seitenfinnen reinmachen, dann gibt’s mehr Laufruhe und noch mehr Grip beim Halsen. In der Welle hat das Multifin Setup eigentlich nur Vorteile.

Die Slalomsaison startet in Kürze – was hast du dir vorgenommen?

Ehrlich?! WELTMEISTERTITEL.

Wobei ich gleich wieder relativieren möchte, es ist mir eigentlich fast egal ob für mich oder für jemand anderen aus unserem Team. Denn der Weltmeister Titel letztes Jahr von Pierre Mortefon war auch ein riesen Erfolg für mich. Er wurde ja schließlich Weltmeister mit einem Segel, das ich maßgeblich mitentwickelt habe. Dennoch wird es schwierig, denn keiner weiß wie es mit den neuen Foil-Regeln wird.

Für mich selbst: min Top 10 und keinen Virus  bekommen. Ehrlich gesagt hab ich jetzt auf Teneriffa wieder das Gefühl gehabt, ich kann mein Potential abrufen (das hatte ich nach meiner Erkrankung noch nicht so richtig). Es hat mich schon sehr motiviert, als ich gemerkt habe, dass ich wieder zu den absolut schnellsten gehöre. Ich kann es kaum erwarten wieder um die Bojen zu racen!

Hat man als Österreicher überhaupt eine Chance gegen die Talente aus den Küstenregionen?

Haha. Ich hab selbst immer gedacht: „du hast keine Chance als Österreicher“. Aber irgendwie hat mich das auch immer sehr motiviert und seit meinem Sieg in Sylt habe ich wohl auch gezeigt, dass man eine Chance auf Siege hat! Aber natürlich heißt es auch, es ist deutlich schwerer perfekt zu trainieren, man muss viel Reisen und sehr hart arbeiten.

Welchen Rat würdest du einen jungen Slalomfahrer mitgeben – damit er wie du den Anschluss an die Weltspitze schnell schafft?

Wenn man solche Ziele hat, hilft nur eines: richtig hart an diesen Zielen arbeiten. Am Wasser und genauso viel abseits. Eigentlich muss man mehr trainieren als die anderen, nur Talent reicht nicht, die anderen trainieren auch hart!

Die Asien-Events sind dem Corona Virus zum Opfer gefallen, wie wirst du die Zeit überbrücken? Sehen wir dich am Surf Worldcup Neusiedler See?

Naja, wir fahren jetzt dann nach Frankreich die letzten Sachen testen, am Setup arbeiten, dann habe ich einen Event in Amerika, Photoshooting und dann geht ja eh die Saison schon los. Wobei man momentan ja absolut nicht abschätzen kann, in welche Richtung wir uns mit Corona bewegen. Es wird bestimmt vorbeigehen und dann werden wird unser Leben weitergehen! Ehrlich gesagt super traurig bin ich nicht dass die Events abgesagt wurden, jetzt hab ich etwas Luft zum Atmen bekommen und gerade nach meiner Vorgeschichte mit dem Virus den ich mir vor zwei Jahren in Korea eingefangen habe, passt das eigentlich auch ganz gut. Der Event in Neusiedl wurde ja mal verschoben und noch nicht abgesagt – vl schaff ichs hin!

Viel Erfolg für die neue Saison und bis bald am See.

 

Wordrap:

Homspot: Traunsee

Lieblingsspot: Kapstadt

Slalomwindsurfen: Spaß

Lieblingsevent auf der Tour: Neu Kaledonia

Wellen oder Flachwasser:   Welle

Foil: Slalom

Kitesurfen: interessant

Single oder Verheiratet: Single

Tinder oder Paarship: Surfworldcup

 

Über Marco Lang

Geb. am 30.04.86

Aus: Linz

Windsurfen seit: 1998

Erfolge:

  • Gewinner Surfworldcup Sylt
  • Mehrere Österreichische Meistertitel
  • Mehrere Top Ten Ergebnisse PWA

Ziele ausserhalb vom Windsurfen: Mehr WINDSURFEN

 

Sponsoren:  Fanatic, Duotone, Ion, TWS, Prehm Architektur, Travel World4You, Surfshop Upsidedown, E-Lite Linz, Snow Academy Kitzbühl,

 

 

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