Reisen in Coronazeiten – Bazi auf Roadtrip

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Es ist Ende Oktober, die Saison neigt sich dem Ende zu und der Winter naht. Wie jedes Jahr strebe ich danach die kalte Zeit am Neusiedlersee überbrücken und ans Meer reisen zu können, um dem Surfsport nachzugehen. Aufgrund der aktuell unsicheren Aussicht, wie sich die Dinge entwickeln werden, möchte ich eine Flugreise eher meiden und entscheide mich für einen Roadtrip. Mit der Hoffnung auf eine baldige Besserung und damit verbundenen Aufhebungen der Restriktionen, mache ich mich zusammen mit Mikey auf nach Galizien. Der Bus ist voll bepackt mit Windsurf-, Foil- und Surfmaterial.

Fernab der sonst üblichen Reiseziele im Spätherbst, finden wir in Galizien kaum andere Touristen. Die Bedingungen reichen von sommerlich warmen, windlosen Tagen mit sauberen Beachbreaks bis zu Temperaturen deutlich unter zehn Grad Celsius mit Sturm, Regen und zu großen Wellen für die Strände. Geschützte Buchten, in denen auch noch Wellen brechen und die Windrichtung dazu noch passt zu finden, ist eine sehr zeitintensive und teilweise frustrierende Beschäftigung der wir trotzdem mit Enthusiasmus nachgehen. Den einen Spot mit perfekten Bedingungen an dem zu dem Zeitpunkt nur wir sind aufzuspüren, bleibt uns dieses Mal leider verwehrt. Die Fronten bringen zu wechselhafte Bedingungen.

Die Witterung wird mit den ersten Dezembertagen ungemütlich kalt und dazu auch noch deutlich feuchter. Nach einer vielversprechenden Front, bei der Starkregen und Sturmböen aneinandergereiht ihr Können zeigen, wir zwar geordnete Wellen finden, allerdings die Windbedingungen bei der vorherrschenden Wellengröße, windsurfen eher nicht zulassen und wir einsehen müssen, dass wir hier ein weiteres Mal nicht den perfekten Spot vor uns haben, eher das Gegenteil, beschließen wir, dass wir Galizien verlassen wollen.

Da sich die Situation am europäischen Festland wieder etwas zuspitzt und wir von den südlichen Gebieten Portugals ständig Bilder der überfüllten Park- und Stellplätze sowie Strände und genervten portugiesischen Anrainer im Internet sehen, fällt Portugal dieses Jahr als Winterbleibe aus und wir suchen nach Alternativen.

Die Kanaren sind offen.

Fuerteventura kennen wir beide schon aus früheren Reisen. Die Insel hat aufgrund ihrer Lage und der überschaubaren Distanzen eigentlich immer etwas zu bieten. So entscheiden wir uns recht kurzfristig mit der Fähre auf die Kanaren überzusetzen. Wärmere Gefilde und das Angebot an Wassersportmöglichkeiten, das die Insel bietet, sind gute Argumente.

Fuerteventura ist die zweitgrößte Insel der Kanaren. Sie weist eine langgezogene Form aus und verfügt dadurch über eine weitläufige Küste. Im Norden Fuerteventuras zentriert sich im Winter der Surftourismus. Die Nordküste bietet einen Surfspot nach dem anderen und erstreckt sich über fast 20 Kilometer. Die Straße ist nicht asphaltiert und die Küste ist auch kaum besiedelt. Wenn der Swell etwas ansteigt beginnt die Nordküste zu erwachen. Dieser Teil der Insel wird von Lavagestein, das sich zu einem mehr oder weniger durchgehenden Riff erstreckt, dominiert. Die meisten Spots an dieser Küste brauchen schon gut zwei Meter Wellen, um richtig zu funktionieren. Man kann jedoch auch an kleineren Tagen gute Wellen finden und für Einsteiger gibt es ein paar geschütztere Buchten, in denen die Wellen mit weniger Energie und Größe brechen. An den Tagen, an denen der Atlantik bebt und riesige Wellen ihn durchlaufen, kann man auch auf Fuerte Ventura Wellen groß wie Berge surfen. Vorausgesetzt man bringt die nötige Erfahrung und das nötige Equipment mit und kann die Luft lange anhalten.

Von Corralejo, im Nordosten der Insel, bis Cotillo, der letzte Ort im Nordwesten der Insel findet man unglaubliche Surfbedingungen mit relativ hoher Konsistenz vor. So ist es auch nicht verwunderlich, dass in den Ortschaften in der Umgebung Surfschulen, Shops und Unterkünfte zuhauf vorhanden sind. Der Surftourismus hat sich auf Fuerteventura stark etabliert.

An der Westküste gibt es einige Strände und Buchten die sich besonders für die Zeit mit kleinem Swell eignen, da die Küste der hauptsächlichen Swellrichtung besonders geöffnet ist. Hier findet man an kleineren Tagen zwischen Cotillo und Pared entlegene Strände mit teilweise richtig guten Wellen. Außerdem findet man an der Ostküste, die dem Swell abgewandter ist, noch einige Strände, an denen an den großen Tagen auch noch Wellen ankommen können.

Die Ostküste ist auch der sandige Bereich auf Fuerte Ventura. Im Nordosten der Insel erstreckt sich von Corralejo bis fast nach Puerto Rosario ein Nationalpark mit Dünen. Die Ausläufer der Dünen bilden Strände, die freundlichere Ein- und Ausstiege vor Allem für Windsportler bieten. Außerdem bietet dieser Teil der Insel auch Wellenbedingungen nach starkem Nordostpassat. Die Windswells können auch eine ansprechende Höhe erreichen, brauchen allerdings mehrtägige Phasen stabilen Windes. Im Sommer kann man hier des Öfteren zum Beispiel am Glassbeach ein paar Wellen windsurfen. Dazu kommt mit Puerto Lajas noch ein weiterer Spot an der Ostküste, der mit Wind von Links „Down the Line“ Windsurfbedingung liefern kann. Nordostwind lässt auch auf der Westküste gute Windbedingungen zum Abreiten von Wellen zu. Je nach Ausrichtung des Strandes eignet sich hier Wind von Nordost bis Nordnordwest. Allerdings haben die Wellen, wie schon erwähnt, im Westen etwas mehr Energie und erreichen schneller große Höhen.

Weiter unten im südöstlichen Teil der Insel liegen dann auch die bekannten Sommerspots um Sotavento. Hier dreht der Nordostpassat um die Berge im inneren der Insel herum und kommt schräg ablandig mit deutlich mehr Stärke an der Küste an. Im Winter ist der Effekt der Verstärkung allerdings nicht ganz so stark und der Nordostwind nicht so konstant.

Der Winter ist eher die Zeit für Spots im Norden.

Im Norden gibt es ein paar richtig gute Wellen mit Wind von rechts. Majanicho funktioniert bei mittlerem Swell und auch an ein wenig größeren Tagen mit Ostwind. Diese Windrichtung nennt man „Kalima“ und findet man am häufigsten von Spätherbst bis Ende Januar. Bei dieser Windrichtung wird die Luft auch staubiger als sonst, da „Kalima“ Luftmassen aus der Sahara über den Atlantik befördert. Leider ist Kalima keine stabiles Windsystem und Majanicho mit gutem Wind und dann auch noch ordentlichem Swell zu erwischen, keine Selbstverständlichkeit. Wir können drei Tage mit guten und ein paar Tage mit nicht ganz so guten Bedingungen in Majanicho windsurfen. Die Welle bietet mehrere Sektionen und macht richtig Spaß.

Außerdem gibt es noch Punta Blanca, Hierro, Caleta und ein paar mehr Spots, die bei unterschiedlichen Windrichtungen und Swellgrößen funktionieren. So findet man eigentlich fast jeden Tag gute Bedingungen vor. Optimal ist es auch unterschiedliches Material mitbringen zu können, um mehr Zeit auf dem Wasser zu verbringen. Die Bedingungen bringen alles mit.

Ein absoluter Weltklasse Surfspot der auch noch über eine geeignete Sektion für Windsport verfügt, befindet sich auf einer kleinen Insel in etwa drei Kilometer vor dem Hafen von Corralejo. Lobos ist ein bekannter Name bei Surfern. Schließlich darf diese Welle sich Europas längste Rechtswelle nennen. Mit Booten werden Surfer in Scharen zu der Insel befördert, wenn der Swell genug Energie mitbringt. Die Welle beginnt an der Nordwestecke der Insel zu brechen und läuft bei entsprechender Größe mehr oder weniger die ganze Westküste entlang. 400m lange Wellenritte sind hier keine Seltenheit. Hier sollte man schon auch ein wenig Erfahrung mitbringen um die Welle genießen zu können.

Wie unterschiedlich die Bedingungen auf Fuerte Ventura sein können stellen wir sowohl auf dieser Reise als auch im Vergleich zu unseren früheren Reisen dorthin erneut fest. Eine Insel bietet im optimalen Fall einfach mehr Möglichkeit, um Wind zu nutzen oder auch um ihm zu entgehen. Außerdem lässt sich Nahezu jede Windrichtung nutzen. Irgendwo auf der Insel gibt es immer ablandigen Wind. Die passenden Wellen dazu muss man zwar teilweise suchen, allerdings ist Fuerteventura sowohl für Surfer, Windsurfer als auch Kitesurfer sehr gut erschlossen.

Diese enorme Vielfalt an Spots birgt allerdings auch ein Risiko. Wenn der erste Spot auf der Runde nicht genügt, ist man schnell verleitet noch einen zu begutachten. Und dann noch einen und noch einen. Es kommt nicht nur einmal vor, dass wir nach der Besichtigung dreier oder vierer Orte wieder bei dem ersten Spot der Runde landen. Das sieht dann doch am besten aus.

Nach guten zwei Monaten auf Fuerteventura haben wir keinen einzigen Tag ohne Möglichkeit auf Surfsport erlebt. So können wir jetzt getrost wieder an den Neusiedlersee fahren und auf die ersten warmen Frühlingstage mit Wind warten. Wir freuen uns auf die kommende Saison und sind gespannt was bis zu dem nächsten Abenteuer im Winter, die kommende Saison in Podersdorf an Wind bringt.

Fotos: Chris Klinka, Lisa Cichocki, Michi Czech

Folgendes Material haben wir mit gehabt:

Duotone Idol

Duotone Super Star

Fanatic Sky Wing 5.0

Duotone Echo 4m

Duotone Unit 5m

Levitaz Shaka M 

KT Wellenreiter